Auch wenn es nur 6h Zeitunterschied sind, schlafen wir erst mal länger. New York schläft ja ohnehin nicht, dann ist es ja egal, wann wir starten.
Wir gehen zu dem Cafe, bei dem wir bereits gestern häufiger Tees geholt hatten. Dort kann man draußen sitzen und auch frühstücken. In der Sonne ist es richtig heiß. Glücklicherweise haben wir was kurzes an. Sonst wär es wohl kaum auszuhalten.
Nach dem entspannten Frühstück laufen wir nach Süden, Downtown. Dort haben wir die Gedenkstätte vom 11. September 2001 als Ziel. Vorbei an dem ein und anderen Wolkenkratzer erreichen wir dann auch das Memorial. An der Stelle, an der die beiden Türme standen sind nun „Löcher“ mit Wasserfällen. Die Löcher haben exakt die gleichen Grundmaße wie die beiden Türme. Es soll somit „das Fehlende“ gezeigt werden. Größtenteils ist alles wieder aufgebaut, aber das ein oder andere Gebäude in der Umgebung ist noch nicht ganz fertig. Es wurde bereits ein Einkaufscenter und der Bahnhof gebaut. Ein sehr futuristisches Gebäude. Auch ein Museum ist vorhanden. Da ich dort gerne rein möchte, kaufen wir Tickets. Hm, direkt wird das aber nix. Wir dürfen frühestens in einer Stunde rein. Man möchte vermeiden, dass es zu voll wird. Da wir aber nicht warten wollen und auch später rein gehen können, ziehen wir weiter und heben uns das für den Rückweg auf.
Wir laufen weiter Richtung Süden. Ziel: Battery Park. Dort starten die Schiffe zu „Liberty Island“. Auf dem Weg werden wir gefühlt 100 x angesprochen, ob wir zur Statue wollen. Im Reiseführer haben wir aber schon gelesen, dass man vorsichtig sein sollte. Fahrten mit einem Stopp gibt es ausschließlich offiziell vom Park Service. Alles andere sind „Rundfahrten“. Die kann man mit der Fähre aber auch kostenlos oder für $2,75 haben. Wir entscheiden uns für die offizielle Variante und fahren rüber. Wenn man morgens gefahren wäre, hätte man noch „Ellis Island“, die Einwanderer-Insel mitmachen können. Unser Fokus liegt aber klar bei der Statue.
Während der Fahrt haben wir eine tolle Perspektive auf Downtown. Die Wolkenkratzer sind schon gigantisch. Gerade auch, weil sie teilweise aus den 1920er oder 1930er Jahren sind und einen ganz besonderen Stil haben.
Auf der Fahrt fallen uns auch noch ein paar Bekannte auf. Die „Queen Mary 2“ liegt gerade im Hafen. Sonst ist sie ja oft in Hamburg zu Gast. Im weiter entfernten Hafen in New Jersey liegt die Tui „Mein Schiff 6“. Die haben wir bereit bei ihrer Taufe in Hamburg gesehen. Also fast alles wie zu Hause
Auf der Insel angekommen holen wir uns die Audioguides. Sogar auf Deutsch sind sie vorhanden. In einem halbstündigen Rundgang bekommen wir die Hintergründe vom Bau der Statue erklärt. Ich wusste zwar, dass sie ein Geschenk von Frankreich war, aber dass das Innenleben Gustave Eiffel hergestellt hat, war mir nicht bewusst. 1986 wurde die Statue renoviert. Dabei hat sie eine neue Fackel bekommen. Die ursprüngliche Fackel hatte Glasscheiben eingesetzt und konnte von innen beleuchtet werden. Da aber die Scheiben undicht waren und das Salzwasser doch nicht so gut für das Metall war, wurde eine neue Fackel gebaut, ebenfalls aus Kupfer. Nur wurde diese nicht für Glasscheiben ausgeschnitten sondern voll vergoldet. Die Fackel wird nun angestrahlt. Damals ging das so nicht, so ist es aber haltbarer.
Während wir auf der kleinen Insel im Hafen umher wandern, pfeift uns der Wind um die Ohren. Mittlerweile ist es auch etwas bedeckt und es fröstelt uns schon etwas. Bevor wir das letzte Schiff nehmen müssen, machen wir uns dann auch auf den Weg zur Rückfahrt.
Mittlerweile ist es spät genug und wir können in das Museum gehen. Noch wissen wir garnicht, was uns da erwartet. Von oben schaut es garnicht so groß aus, aber unter der Erde breitet es sich aus. Die Wände der Türme sind genau an der Stelle nachgebildet. In einer großen Halle kann man vom einen zum andern laufen. Es ist sehr beeindruckend und auch etwas beklemmend. Man sieht verbogene Stahlträger, Reste der Antenne oder auch ein durch Trümmer zerstörtes Feuerwehrauto. Zu allen Exponaten gibt es auch Erklärungen. Die Besatzung des Feuerwehrautos ist beispielsweise komplett umgekommen, da sie gerade im Gebäude waren, als es zusammen fiel. Auch die Fundamente und Stahlträger der Türme kann man sehen – nur eben abgeschnitten. Es ist schon etwas unheimlich.
Unter dem Südturm befindet sich noch eine Ausstellung mit vielen Exponaten. Dort darf allerdings nicht fotografiert werden. Es wird dort genau erläutert, wie sich alles abgespielt hat. Wann welches Flugzeug wo war etc. Dazu viele Bilder, Videos und Artefakte. Z.B Papierblätter, die auf die Straße geweht wurden. Darunter auch Seiten des Flugmagazins. Trümmerteile wie Sicherheitsgurte vom Flugzeug, Teile der Außenhaut, verbeulte Tabletts aus dem Hotel, verschmorte Telefone. Eine unfassbare Menge. Am Tiefsten berührt hat mich eine Aufzeichnung eines Telefonanrufs eines Passagiers aus dem Flugzeug. Er saß in einer Maschine, die dann in das World Trade geflogen ist. Er hat zuhause angerufen und auf den Anrufbeantworter gesprochen. Er erzählte, dass seine Maschine entführt sei und es nicht so gut aus sieht, dass das kein gutes Ende nimmt. Er sagte, dass er seine Frau über alle liebe und sie das machen soll, was sie glücklich macht und glücklich leben soll und dass er seine Eltern liebe. Sobald es wieder gut aussieht, würde er sich melden. Dazu kam es aber nicht. Wenige Minuten später explodierte das Flugzeug mit ihm und allen anderen Passagieren im World Trade Center.
Diese Aufzeichnung zu hören ist schon sehr heftig. In diesem Museumsteil ist es auch sehr ruhig. Nicht das übliche, hektische Treiben wie sonst in New York.
Da es die Amerikaner im Museum mal wieder sehr gut gemeint haben mit der Klimaanlage ist Kerstin nun aber langsam der Unterkühlung nahe. Den Ausstellungsbereich über die Tötung von Osama Bin Laden finde ich ohnehin etwas grenzwertig, also eilen wir Richtung Ende und Ausgang. Erst jetzt fällt mir auch auf, dass überall Säulen mit Taschentüchern aufgestellt sind. Ich verstehe. Wie muss sich denn erst jemand fühlend, der bei dem Ereignis eine bekannte Person verloren hat…
Als wir raus kommen stellen wir fest, dass es schon Nacht ist. Wir waren wohl recht lange da drin. Jetzt fix zum Hotel und eine heiße Dusche nehmen. Dabei war es heute morgen noch so heiß…
Für unser spätes Abendessen entscheiden wir uns für einen Inder. In ein paar Minuten kann man den zu Fuß erreichen. Das Essen beim „Masalawala“ ist super! Es erinnert uns sofort an unseren Indienurlaub. Ein Bissen, und schon sind die Erinnerungen da… Das ist ein hervorragendes Abendessen.
Als wir gut gesättigt im Hotel ankommen, gehen wir nochmal auf des Dach in die Bar. Wir sind ja ausgeschlafen Der Ausblick ist toll. Zwar nicht so hoch wie das Empire State, aber trotzdem eine schöne Kulisse für einen Cocktail um den Tag ausklingen zu lassen.