Auf dem Weg von Bangalore Richtung Mysore – so viele Eindrücke

Unser Abendessen gestern war sehr gut. Besonders faszinierend war, dass der Hoteleigentümer (es war ein Familienhotel) nach unserer Bestellung mit dem Moped einkaufen gefahren ist. Nach einiger Zeit kam er mit Plastiktüten am Lenker wieder zurück. So hat der Koch definitiv frische Ware bekommen.
Beim Warten auf das Essen haben wir uns mit der Route beschäftigt. Dabei ist uns auch wieder eine interessante Situation in Bangalore eingefallen. In der City hat ein Polizist versucht, Ordnung in das Menschengewirr vor einem Einkaufscenter zu schaffen. Nun stand im Eingangsbereich eine Frau, die auf ihrem Telefon herum tippte. Das missfiel dem Ordnungshüter und er benutzte seine Trillerpfeife direkt neben der Dame und wies sie an, sie solle auf die Seite gehen – was sie auch tat. Wahrscheinlich ist die Frau jetzt taub, aber der Weg war frei…

Heute ist eine etwas längere Autofahrt geplant. Damit wir nicht zu spät ankommen, fahren wir um 8:00 morgens los. Das bedeutet. Der Wecker klingelt um 6:15. Nach dem Auschecken geht die Fahrt durch die endlose Stadt. Wieder ist viel Verkehr. Wir fahren an unendlichen Ständen vorbei. Es wird alles verkauft. Fleisch, Obst, Reifen, Kanalrohre. Zwischendrin sind immer wieder einmal ein paar geschmückte Kühe wegen der Feiertage. Teilweise sind sie sogar gelb gefärbt. Das Fell ist gelb, die Hörner grün oder blau. Die Fleischstränge hängen draußen an den Holzständen (wir haben ca. 26 Grad und Sonne) und werden auf einem Baumstamm mit einer Axt klein gehackt.

Nach 4 Stunden kommen wir am Hotel an. Dieses mal ist es ein indisches 5 Sterne Hotel. Wohl gemerkt: indische 5 Sterne. So luxuriös wohnen wir aber auch nur einmal. Es gibt einen Pool, Restaurants und Wellness Center. Die Sonne scheint, es ist warm…was will man mehr… Nach einer kleinen Massage für Kerstin geht es um 15:00 wieder los mit unserem Auto. Wir machen eine kleine Tour durch Mysore.

Unser erstes Ziel ist ein wichtiger Tempel auf dem Berg bei Mysore. Es ist einer der acht heiligsten Berge in Südindien. Da derzeit ein dreitägiges religiöses Fest ist, ist am Tempel viel Betrieb. Es gibt auch viele Pilger. Je nach Anzahl der Pilgerfahrten sind die Pilger unterschiedlich gekleidet. Schwarze Tücher wenn noch keine Tempelfahrt unternommen wurde, blaue nach der ersten Pilgerfahrt, dann orange nach der zweiten Pilgerfahrt. Vor dem Tempel ist ein emsiges Treiben von Verkäufern für Blumen als Gabe für die Götter. Es werden Fotos und Postkarten verkauft. Kleine Feuer werden angezündet mit Räucherstäbchen und buntes Pulver liegt herum. Kerstin lässt es sich nicht nehmen, sich einen roten Punkt auf die Stirn zu malen. Wir schauen uns lange das Treiben an und schauen in den Tempel rein während wir überlegen, ob wir in den Tempel gehen. Dazu muss man natürlich die Schuhe ausziehen. Besonders ich habe da ein paar Bedenken, dass nach dem Besuch die Schuhe weg sind. Daher betrachten wir alles nur von der Absperrung aus. Zudem gibt es eine ewig lange Menschenschlange, um im den Tempel zu kommen. Die Warteschlange ähnelt bei uns den Warteschlangen im Freizeitpark bei bestem Wetter. Eine 3/4 Std. anstehen ist heute normal.

Weiter unten stehen wie überall kleine Wagen, die Zuckerrohr auspressen. Der daraus gewonnene Saft wird hier verkauft.

Nächster Stopp ist eine große Statue eines sitzenden Bullen. Die Statue ist mit Blumen geschmückt und auch hier ist viel los. Vor lauter Umschauen sind wir sogar mit Schuhen in eine „Nur ohne Schuhe-Zone“ gegangen – sehr peinlich. Das gab gleich ein Anpfiff – glücklicherweise ohne Trillerpfeife.
Nächster Halt ist dann der Palast von Mysore. Hier lebte bis 1947 der Maharadscha vom Fürstentum Mysore. Der Palast gehört mit zu den bekanntesten Palästen in Indien. Wir können zwar noch rein gehen, aber da wir recht spät sind, langt die Zeit nicht mehr um eine Tour mit Kopfhörer zu machen. Da muss dann Wikipedia herhalten.
Im Palast gibt es eindrucksvolle Räume, reich verziert mit Schnitzereien, Gold, Silber und Zeichnungen. Man könnte meinen, dass der Palast schon älter ist, aber er wurde 1912 fertig gestellt und somit gerade mal etwas mehr als 100 Jahre alt.

Auch im Palast gibt es Schuh-Verbot. Mitnehmen darf man die Schuhe auch nicht – also werden sie dann doch irgendwo hingestellt. In der Hoffnung, sie sind gleich noch da. Ich hatte ja noch ein paar Socken an, Kerstin musste hier barfuß laufen – wie tausende andere Inder auch. Ja, sie hat ihre Tempelsocken vergessen. Aber wir haben ja eine Dusche… Und die Schuhe waren tatsächlich noch da. Die Nike Free sind hier extrem aufgefallen.Alle tragen hier Latschen oder die Leute laufen gleich Barfuss, Turnschuhe trägt hier niemand.

In der Dämmerung gehen auch langsam die Lichter an. Eine sehr schöne Stimmung. Als „Weiße“ sind wir hier etwas wie Außerirdische. So werden wir auch einmal fotografiert. Da wir langsam etwas hungrig sind, geht es nun aber zurück zum Hotel. In einer halben Stunde gehen zwar noch mehr Lichter an, aber der Hunger ist größer. Nach einer Dusche geht es zum Essen im Hotel. Als kleine Aufmerksamkeit vom Hotel bekommen wir noch eine Torte aufs Zimmer. Sehr nett, aber wer soll die denn essen? Wir essen ein paar kleine Stücke, den Rest gibt’s als Nachtisch. Die ist viel zu groß für uns zwei. Leider ist die Dachterasse für eine Privatfeier geschlossen, aber im Hotel gibt es noch Alternativen. Und lecker ist es hier wohl immer. So sind wir dann voll gegessen und gehen zurück zum Zimmer. Dort wartet ja noch die Torte, aber das geht einfach nicht mehr rein…