Heute verlassen wir das schöne, ruhige und grüne Wayanad und machen uns auf den Weg nach Ooty. Dort wartet ein Zug auf uns. Erst wollen wir aber noch zu einem Zimtbaum gehen. Auf dem Weg dorthin treffen wir auf eine kleine Affengruppe, die gerade weiter zieht – von Baum zu Baum. Das erinnert schon ein wenig an Tarzan-Filme…
Aber unser Ziel ist der Zimtbaum. Wir wissen nämlich beide nicht, wie das eigentlich funktioniert mit dem Zimt. Nach ein paar Metern stehen wir dann vor dem Zimtbaum. Die Blätter riechen bereits nach Zimt, wenn man sie knickt. Der eigentliche Zimt ist aber die Baumrinde. Mir war nicht bewusst, dass wir Baumrinde in Plätzchen wie z. B. Zimtsterne dazu geben! Die Einheimischem grinsen immer etwas, wenn wir sagen, dass wir garnicht wissen, woher Zimt eigentlich kommt oder wie der Kaffee wächst. Die Frage haben wir uns bisher einfach nie gestellt. Das ist ein bisschen so wie die Kinder von heute, die nicht alle wissen, dass die Milch von der Kuh kommt.
Nach der Erkenntnis gibt es indisches Frühstück. Beim Frühstück ist wohl heute das Thema „Reis“. Es gibt Reisfladen, Reisnudeln, Reispuffer. Alles wieder mit verschiedenen gewürzten Gemüsemischungen. Als Besonderheit gab es noch zimtähnliche Blätter, gefüllt mit Kokos und etwas Süßem. Es ist zwar alles gut, aber ich weiß nicht, ob ich auf Dauer mit einem solchem Frühstück zurecht käme.
Bevor wir los fahren, gibt es noch ein Gruppenfoto mit unseren Gastgebern. Wir bekommen sogar noch ein kleines Lunchpaket eingepackt. Nur hier wird es nicht in Alufolie, sondern in Bananenblätter gepackt. Damit es auch hygienisch ist, wurde das Blatt über einer Flamme desinfiziert. Das nenne ich mal eine ökologische Alternative!
Da Ooty noch etwas höher liegt, fahren wir über die endlosen Serpentinen. Genau mein Ding als Selbstfahrer – ganz schlecht als Beifahrer hinten. Nach ein paar Tabletten habe ich die Fahrt im liegen verbracht. Das ging. Kerstin hat auch schon mal zur Sicherheit eine Tablette genommen. Hier in der Gegend gibt es unendlich viele Karottenfelder, dann wieder Kokosnusspalmen und Teepflanzen. Von weitem sehen die Teepflanzen aus wie viele kleine und große Buchsbäumchen. Die Teebäumchen werden alle 5 Jahre wieder kurz geschnitten. Wenn man die Teepflanze nicht immer wieder stutzen würde, dann wird es ganz großer Baum – eben ein Teebaum. Da man die Blätter dann aber nicht mehr pflücken könnte, bleiben es kleine Sträucher. Kleine Bonsai-Tee-Bäumchen.
Wir erreichen dann auch den Bahnhof in Ooty rechtzeitig. So können wir noch etwas in der Sonne sitzen. Das Praktische: Im Zug brauchen wir das Gepäck nicht mitnehmen. Das fährt mit dem Auto. Wir sollen unseren Fahrer wieder am Zielbahnhof treffen.
Wir sitzen in einem Abteil, die Fenster sind offen. Da wir in der besten Klasse gebucht sind, sitzen nur 8 Leute im Abteil. Ansonsten wären es 12. Mit im Abteil sitzen noch andere offensichtliche Nicht-Inder. Es sind zwei ältere Männer aus Kanada, sowie ein Pärchen aus der Nähe von San Francisco – die Ecke kennen wir ja sogar! Der Kanadier wurde in Indien geboren und fährt öfter gerne zurück in die alte Heimat. Vielleicht noch ein Überbleibsel der Kolonialzeit… Die Frau des Pärchens aus USA hat indische Wurzeln. Sie war schon oft in Nord-Indien, kennt den Süden aber gar nicht. Es scheint, dass die zwei mit dem Rucksack unterwegs sind.
Wir verlassen nach einer Fahrt oberhalb der Täler mit Tee bepflanzten Hängen den Zug in Coonoor. Nun heisst es: Fahrer suchen. Wir haben ihn auch recht schnell gefunden – was ein Glück!
Bevor wir ins Hotel fahren, machen wir noch einen Stopp bei einer Teefabrik. Dort angekommen sehen wir, dass irgendwie kein Betrieb ist. Es ist mal wieder ein Festival. Mittlerweile sind wir auch in einem neuen Bundesland – Tamil Nadu. Aber auch wenn die Belegschaft einen halben Tag frei genommen hat, können wir eine Führung machen.
Wir begleiten James, der uns alles sehr gut erklärt. Hier sind noch Maschinen im Einsatz, die 100 Jahre alt sind. Das ist wohl englischen Ursprungs. Es werden hier viele verschiedene Teesorten hergestellt. Der Tee wandert aber in Säcke und wird in anderen Fabriken weiter verarbeitet. Der weiße Tee besteht nur aus den frischen Knospen der Teebäume. Es ist eine unglaubliche Arbeit, das so detailliert zu pflücken. James meint, dass der Pflücker-Job von Frauen gemacht wird, da sie mehr Geduld und kleinere Finger haben. Allerdings muss man dabei auch sehen, dass die meist kleinen Frauen Säcke mit sich tragen von 30 kg Tee. Das ist schon was.
Nach der Teefabrik sehen wir noch, wie Eukalyptusöl hergestellt wird. Auch hier kommen keine Zusatzstoffe, Trennmittel oder Ähnliches zum Einsatz. Alles ganz simpel per Destillation. In der Hütte riecht es sehr stark nach Eukalyptus – sehr angenehm.
Nach der sehr schönen Führung probieren wir noch verschiedene Teesorten indischer Art. Schwarztee, Ingwertee, Schokoldentee und Masala. Alles ist im Grunde Schwarztee, der mit Milch getrunken wird. Beim Ingwertee sind am Ende Ingwerstücke zugegeben, beim Schokoladentee Kakaobohnen und beim Masala-Tee…eine ganze Menge an Gewürzen. In Deutschland kennt man ja „Chai latte“. Das ist eigentlich schwarzer Tee mit Milch und ein paar Gewürzen. Masala ist quasi ein Chai, nur mit zusätzlich Zimt, Kardamon…und noch einiges. Durch den Zimt (wir haben gelernt: Baumrinde) schmeckt diese Variante noch besser.
Während wir einen kleinen Spaziergang durch die Teefelder starten, kommen gerade die Pflückerinnen zurück. Schwer beladen mit vollen Säcken. Das ist ein Knochenjob. Wenn man dann sieht wieviel eine Packung Teebeutel kostet, ahnt man kaum wieviel Arbeit dahinter steckt. Kerstin konnte den beladenen Sack mit Tee kaum hochheben. Nach der Führung dürfen wir dann auch noch selber Tee pflücken. Beladen mit einem Teepflückerkorb von Früher geht es in das Teefeld. Der Korb wird mit einem Seil getragen, das um den Kopf gewickelt ist. Die Teepflückerinnen arbeiten das ganze Jahr über. Tee kann immer geerntet werden. Auch während der Monsumzeit wird der Tee gepflückt. Die Frauen stehen dann den ganzen Tag bei strömenden Regen in den Teefeldern.
Nach unserem Spaziergang geht es dann aber zum Hotel. Wir werden mit Tee und einem Blumenstrauß empfangen. Wir hätten hier auch die Möglichkeit gehabt, mit Fahrrädern zu fahren. Jetzt ist es aber schon etwas zu spät. Also heisst es in Ruhe aufs Essen vorbereiten. Es gibt indisch! 🙂