Der Indien ICE

Heute müssen wir leider wieder früh los. Es geht wieder mit der Eisenbahn nach Kochin in Kerala.
Aber erst genießen wir noch das Frühstück draußen in der Sonne. Mit der Verständigung ist das immer so eine Sache. Die Inder antworten zwar immer sehr freundlich „yes, yes“, aber verstehen tun sie meist nur ein Bruchteil. So kriegen wir statt schwarzem Tee dann grünen Tee – nach der Rückfrage aber eilt unser Frühstücksaufdecker und bringt schnell neuen. Bemüht sind sie sehr! Auch wenn mal was schief geht, sind bisher alle Inder sehr freundlich, grinsen- entschuldigen sich natürlich – und wackeln auch immer mit dem Kopf. Ich glaube, die haben da ein Gelenk mehr. Es ist auch auffällig, dass die zustimmende Kopfbewegung eher ein Kopf-wackeln-schütteln ist. Das kann irritieren, wenn man es nicht kennt. Da das hier jeder macht, haben wir uns aber schon daran gewöhnt. Es sieht auf jeden Fall sehr lustig aus.

Nach dem Frühstück geht es los. Die ganzen Serpentinen wieder runter. Dieses mal werfen wir schon am Anfang eine Tablette ein – gute Entscheidung! Die ist nämlich auch notwenig.
Am Straßenrand sehen wir die Hup-Schilder. Zur Verkehrsordnung gehört es hier dazu, dass kräftig gehupt wird. Uns erscheint das ganze gehupe immer noch wie ein großes Durcheinander. Hupen gehört hier einfach zum Straßenverkehr dazu.
Wir sehen immer wieder am Straßenrand, wie hier der Plastikmüll einfach verbrannt wird. Das mit dem vielen Plastik bekommen die hier wohl nicht so hin. Eine Müllabfuhr haben wir so noch nicht gesehen.
Nach einiger Zeit kommen wir am Bahnhof in Coimbatore an. Hier ist alles wieder sehr quirlig, voll und laut vom gehupe. Wir liegen gut in der Zeit, daher kaufen wir noch ein paar Snacks ein. Da wir das alles nicht kennen, dauert es etwas länger, aber der Verkäufer hat Geduld mit uns. Wird sind in einer Bäckerei und nehmen ein paar frisch gebackene Kekse mit und frittierte Bananen. Bei der Familie auf der Kaffeeplantage haben wir auch schon frittierte Bananen mit Zimt und Zucker bekommen. Sehr lecker, ähnelt den gerösteten Mandeln, die es bei uns auf dem Weihnachtsmarkt gibt. Da wir ja fast keinen Zucker hier zu uns nehmen, hätte sich Kerstin da erst mal reinlegen können. Die Inder ernähren sich viel gesünder und es gibt fast ausschließlich die Produkte, die im Garten oder hier in der Region wachsen. Bei uns ist ja fast alles mit irgendwelchen künstlichen Zusatzstoffen versehen. Das ist hier anders. Es wird immer frisch gekocht und es wächst hier ja auch fast alles.

Dann kommt der Zug. Wir wurden wieder in die beste Klasse gebucht. Das heisst hier: Klimaanlage. Ansonsten sind die Wagen seeehr voll. Vor den Fenstern der andern Klassen sind Gitterstäbe. Die Wagen wirken etwas wie ein Gefängnis. Dafür sind die Fenster aber geöffnet, so dass Frischluft hineinkommt. Während wir noch auf unseren Zug warten, fährt ein anderer Zug in den Bahnhof. An den offenen Türen sitzen die Inder und lassen die Beine baumeln. Während der Zug fährt, laufen einige noch neben dem Zug hinterher und springen noch mit auf. In Deutschland undenkbar. Ich würde auch lieber an der offenen Tür sitzen und mir die Gegend genau ansehen.

Wir finden gleich unseren Wagen und die Sitzplätze. Der Zug ist ein Express-Zug – also so wie unser ICE. Nur geht das etwas rustikaler zu. Im Vergleich zur deutschen Bahn kommt hier aber alle 2 Minuten Service Personal vorbei, die verschiedene Sachem zu Essen und trinken anbieten – aber wir waren ja schon shoppen… Jetzt heisst es warten. Unser Gepäck reist wieder getrennt mit dem Fahrer. Da der Zug aber schneller ist, wird er etwas später ankommen. Das kriegen wir aber schon hin. Am Bahnsteig in Kochi wartet ein anderer Fahrer auf uns.
Kurz vor Ende der Fahrt schauen wir nochmal in die anderen Wagen. Hier ist wirklich alles offen. Die Türen, die Fenster…das ist schon besonders!

An unserem Ziel angekommen erkennt uns der Fahrer sehr schnell und winkt uns schon während wir noch in der offenen Tür vom fahrenden Zug stehen. Hm, wie er uns nur erkannt hat?
Zum Hotel ist es nicht so weit und wir kommen gut durch. Es liegt quasi in der „Altstadt“ von Kochin. Auf dem Weg zu einem Restaurant gehen wir noch bei den hier bekannten „chinesischen Fischernetzen“ vorbei und genießen die abendliche Stimmung am Meer. Immerhin sehen wir für diese Reise das erste mal den Indischen Ozean. Die letzen Tage war es nachts eher kühl. Hier ist es jetzt hingegen deutlich wärmer – sehr angenehm!