Wir sind da, wo der Pfeffer wächst

Wir treffen uns um 7.00 Uhr morgens. Jetzt geht es in den Dschungel! Zum Glück regnet es nicht mehr, denn gestern Abend und die Nacht hat es sich so richtig eingeregnet. Regen, aber trotzdem tropisch warm.

Gestern Abend haben wir das erste mal etwas nicht indisches gesessen – Pommes und Nudeln. Eigentlich schade, wenn man bedenkt, wie geschmackvoll das indische Essen ist, doch insbesondere ich brauchte mal eine Abwechslung.

Da wir schon um 21.00 Uhr im Bett lagen – es hat ja eh geregnet – sind wir richtig ausgeschlafen. Der Guide verteilt für uns so riesengroße Socken, die alle über ihre eigenen Socken anziehen sollen. Dann sollen die Socken über die Hose bis zum Knie gezogen werden und dort festgebunden werden. So können wir nicht gestochen werden, denke ich. Aber auf dem Hike erklärt uns unser Guide, dass wir die Socken wegen den vielen Blutekel tragen. Zum Glück gibt es die Socken! Zudem halten die Socken auch die Nässe etwas ab. Wir laufen in Vierergruppen. Wir treffen das erste mal auf ein deutsches Ehepaar. Die zwei haben gerade einen 14-tägigen Ayurveda-Kurs hinter sich und haben von dem tollen Wetter, dem Strand und dem Indischen Ozean geschwärmt. Da freuen wir uns jetzt um so mehr auf die letzten Tage unserer Reise, die wir am Strand verbringen werden.

Gleich zu Beginn unseres Hikes begegnen wir einem Bison. Der ist ganz schön groß. Zu dicht dürfen wir nicht an das Tier gehen, weil sie auch gefährlich sein können und sie leben immer in größeren Herden. Wir sehen zu Anfang nur den einen Bison und ich finde, wir sind auch ganz schön dicht. Regnen tut es nicht, aber es tropft trotzdem noch von den Bäumen. Wir hören viele Dschungellaute, Vögel zwitschern in vielen Tönen vor sich hin, Affen brüllen vor sich hin. Überall knackt es mal und raschelt. Die Affen lassen sich aber nicht bei uns blicken. Sie sind aber deutlich zu hören und das ist auch schon toll. Eine Art Riesen-Eichhörnchen kraxelt von Ast zu Ast. Weiter geht der Marsch durch das Gehölz. Es ist teilweise sehr glatt, weil alles nass ist. Dann knackt es ziemlich laut und noch mal…Elefanten. Zuerst sehen wir ein Elefant mit einem Elefantenjungen. Dann zwei weitere größere Elefanten. Die Elefanten sind total entspannt und reißen sich mit ihrem Rüssel ganze kleine Bäumchen aus und stopfen sich die grünen Pflanzen nach und nach in das Maul. Schön, die Tiere so in der freien Natur zu sehen. Wir entfernen uns immer wieder etwas von den Elefanten, da wir schauen müssen, dass die Elefanten sich nicht bedroht fühlen. Dann können sie wohl auch sehr böse werden. Wir beobachten sehr lange die Elefanten. Auch unser Guide freut sich sehr und wackelt mit dem Kopf, wie es die Inder häufiger tun. Das ist für uns immer noch so amüsant. Nach der Beobachtung der Elefanten geht es weiter. Es hat wieder angefangen zu regnen. Es regnet sich wieder so richtig ein. Auf dem Rückweg begegnen uns noch ein paar Bison, jetzt eine ganze Herde. Es sind auch viele Junge dabei. Wir kommen an Teakholz- und Sandelholzbäumen vorbei. Sie sind sehr groß und werden auch an mehreren Stellen im Dschungel bewacht, da sie ansonsten wohl gefällt und geklaut werden. Der Guide berichtet uns noch, dass die Affen hier unter Naturschutz stehen. Hier lebt eine ganz besondere Affenart, die es auch nur hier gibt, nirgends wo anders auf der Welt. Es gibt leider nicht mehr so viele Affen davon, da das Blut dieser Affen vor 25 Jahren benutzt wurde um Asthma-Kranke zu heilen. Wahrscheinlich irgendeine Ayurveda-Behandlung. Zurück aus dem Dschungel ziehen wir die Riesensocken wieder aus. Ich bin glücklich, dass wir die Socken bekommen haben. Ich will gerade meine Schuhe wieder anziehen, da findet der Guide noch ein Blutekel in meinem Schuh und auch auf dem Boden liegen hier mehrere Blutekel. Ich bin mal kurz geschockt! Aber endlich sehe ich mal, wie die aussehen, wenn sie sich noch nicht komplett mit Blut voll gesogen haben. Sie sehen aus wie kleine Regenwürmer, die sich aber aufrecht stehend hoch schlängeln. Irgendwie lustig, doch genau so lästig wie die Zecken. Wir sind komplett nass vom Regen, aber es war ein traumhaft schöner Ausflug! Zurück an unserem Hotel trinken wir erst mal einen heißen Masala-Tee. Die Hotels, die wir haben, sind alle sehr einfach. Kein großer Luxus, um Land und Leute besser kennen zu lernen. Zum Teil fehlt ab und zu die heiße Dusche, aber heute kommt etwas heißes Wasser aus dem Hahn. Nach der warmen Dusche ist Wäsche waschen angesagt. Wir waschen ein paar Kleidungsstücke durch und hängen sie auf unserem Balkon auf, denn der Regen hat sich verzogen. Die Sonne kommt langsam raus.

Gegen Mittag fahren wir zum Elefantenreiten. Ein Vorschlag von unserem Fahrer. Wir sind skeptisch, ob es vielleicht nur eine Touristenattraktion ist. Nachdem wir die Elefanten heute Vormittag in freier Wildbahn gesehen haben, ist es nun nicht schön, die Elefanten angekettet zu sehen. Uns wird erklärt, dass es sich um ehemalige Arbeitselefanten handelt, die alleine im Dschungel nicht zurecht kommen würden, da sie ihr Leben lang Nahrung bekommen haben. Trotzdem möchten wir nicht mit den Elefanten reiten. Wir setzen uns lieber in ein mit Bambus gebautes Café-Haus und genießen einen Snack. Wir sitzen hier oberhalb eines Kaffeefeldes, mal wieder in Mitten der Natur.

Nachmittags geht es auf eine Gewürzplantage. Da wollen wir uns dann auch lokale Gewürze mit nach Hause nehmen. Auf der Gewürzplantage entdecken wir unterschiedliche Kaffeebäume – Robusta und Arabica, Pfeffer, Koriander, Muskatnuss, riesen Zitronen, Papaya, Pampelmusen, Kardamon, unterschiedliche Kakaopflanzen – für dunkle Schokolade und Vollmilchschokolade, verschiedene Sorten Chili und Basilikum, Ingwer, Curcuma, Stevia, Hibiskusblüten, Bananen, Mandarinen, den Baum mit den Blättern, indem alle Gewürze zusammen enthalten sind, Henna, Curry, Zimt, Ananas, Passionsfrucht, Mango und wohl noch mehr…hier wächst einfach alles.
Wir sind mittlerweile aber nicht mehr so sehr unwissend. Viele Bäume erkennen wir schon alleine. Eine Muskatnuss darf ich komplett auseinander nehmen und inspizieren. Erst kommt die Frucht, dann die rote „Blüte“, dann die Nussschale und am Ende die Muskatnuss. Die Nussschale muss aber erst mindestens drei Tage sonnengetrocknet werden. Ich stecke sie mir in die Hosentasche. Mal sehen, wie sie schmeckt. 😉

Nach der Gewürzplantage legen wir einen kurzen Stop auf unserem Balkon im Hotel ein. Über uns hängt ein großer Affe im Baum. Wir haben uns kurz erschrocken. Ich habe Angst um unsere Wäsche. Nicht, dass wir die Wäsche ganz oben im Baum wieder finden. Überall auf den Dächern und Bäumen um uns herum sitzen Affen und gucken uns neugierig an. Wir gucken genau so neugierig zurück!

Heute Abend steht der indische Kochkurs an. Wir sind schon ganz gespannt. Mit fünf Nationalitäten sitzen wir am Tisch und schnippeln Zwiebeln, Bohnen und Okra. Wir sind bei einer Familie zu Hause. Die anderen Teilnehmerinnen kommen aus England, Italien, Slowenien und Israel. Simon ist der einzige Mann – bis auf den Koch. Es steht folgendes Menü auf dem Plan: Beans Thoran, Pineapple Curry, Dahl Thadukka, Fish Curry, Chicken BBQ Masala, Okra Roasting, Paratha (in der Pfanne geröstetes Brot), frittierte Kartoffeln und dazu jeweils unterschiedliche Masala Arten. Ich bin total begeistert von den Okras und den grünen Bohnen. Alles sehr besonders gewürzt und so lecker! Der Kochkurs ist super spannend, die Gewürze tanzen in dem heißen Kokosnussöl, wir lachen viel und lernen eine Menge Neues. Die indische Küche ist so vielfältig und vor allem gut gewürzt. Jeder muss mal ran, irgendetwas ist immer zu tun. Es wird mit Gas gekocht, so werden die Töpfe und Pfannen auch viel heißer. Die Hähnchenschenkel liegen auf dem Rost über dem offenen Feuer. Am Ende sitzen wir alle gemeinsam am Tisch und genießen das tolle sehr vielfältige Essen. Die zwei kleinen Kinder aus der Familie laufen in der Küche umher. Ein toller Abend neigt sich dem Ende zu. Nach Hause geht es heute mal mit dem Tuk Tuk. Morgen geht es weiter Richtung den Backwater’s. Wir freuen uns auf unser Hausboot und vor allem auf Sonne und Entspannung! Die Nächte waren hier oben in den Bergen doch relativ kalt. Gute Nacht und bis morgen. 🙂