Gestern Nacht wurde es doch ziemlich warm. Die Klimaanlage hatten wir für die Nacht ausgeschaltet. Grundsätzlich läuft diese auch nur nachts. Ich konnte nicht schlafen, weil mir so warm war. Dank des Moskitosnetzes haben uns die Mücken aber in Ruhe gelassen. Zum Glück gibt es eine Dusche an Bord.
Auf dem Wasser ist alles ganz neblig, man kann kaum bis zur anderen Uferseite gucken. Der Nebel zieht aber recht schnell vorbei. Punktlich nach dem Frühstück zum Ablegen ist der Nebel vorüber und die Sonne erstrahlt am Himmel. Wir fahren durch die Backwaters und kein anderes Hausboot ist mehr zu sehen. Nur wir schlängeln uns am Ufer entlang. Schulschiffchen sammeln die Schulkinder ein. Hier und da fährt mal ein kleines Taxischiff umher. Dort sind immer nur Einheimische zu sehen. Wir schippern durch kleinere Kanäle hindurch. Rechts und links am Ufer wird Wäsche gewaschen, Fische gefangen, Töpfe geschrubbt, Fisch ausgenommen und für das Mittagessen gesalzen. Die Hütten sind hier direkt an den Kanälen gebaut. Ziegen meckern, Vögel zwitschern und Enten gackern. Man hört immer wieder wie die Wäsche auf die Steine geschlagen wird. Eine Frau wäscht sich die Haare, jemand geht Baden. Kleine Kanus fahren als Fährboote hin und her. Acht Inder stehen im Wasser und fischen, alle wackeln mit ihren Köpfen und grüßen uns freundlich. Rechts und links von uns sieht man nichts als Reisfelder und Palmen. Ein sehr entspannter Tag steht uns bevor.
Vor dem Mittagessen machen wir einen kurzen Stop und schauen uns eine Holzschnitzerei an. Hier wird alles per Hand geschnitzt. Unser Koch brutzelt das Essen vor sich hin, es riecht schon sehr lecker. Es ist sehr warm, doch durch den leichten Fahrtwind lässt es sich sehr gut aushalten. Der Koch reicht uns kalte Getränke, eine frisch zubereitete Zitronenlimonade. Was geht es uns doch gut. Unseren Kapitän verstehe ich nur sehr schlecht, da er das englisch mit einem sehr starken indischen Akzent schnell vor sich her nuschelt. Auch Simon hat Probleme ihn richtig zu verstehen. Einige Inder können wohl auch nur gerade das nötigste an Englisch. Eine Wasserschlange schlängelt sich an unserem Boot vorbei, Fischreiher lassen ihre Kopfe beim Schwimmen aus dem Wasser ragen. Teilweise gibt es viele kleine Inseln, dort wohnen auch Menschen. Uns geht es sehr gut!
Das Mittagessen ist angerichtet. Es gibt wieder das indische Festessen auf dem Bananenblatt serviert, dass wir bereits bei dem Homestay auf der Cafés-Plantage kennengelernt haben. Es sieht sehr köstlich aus. Auf dem Bananenblatt sind wieder unterschiedliche indische Köstlichkeiten aufgereiht. Es gibt etwas mit Rote Beete, grüne Banane, Okra, den Rest hab ich vergessen. Unterschiedliche Gemüsearten, alle sehr gut gewürzt, dazu Reis und ein Curry mit Curcuma. Ratz Fraz ist unser Bananenblatt leer und es hat so gut geschmeckt. Wir sind sehr begeistert von unserem Koch auf dem Hausboot. Nach dem Mittagessen setzen wir uns an das Bug und genießen die Landschaft. Weit und breit sind nur Palmen zu sehen, immer wieder mal ein Reisfeld und Fischer im Wasser. Kein anderes Hausboot ist in Sicht. Eine sehr entspannte Fahrt. Unser Kapitän zeigt uns Flughunde und eine Hühnchenart, die wir vorher gar nicht kannten. In den Backwaters Leben viele Fische und auch Garnelen. Die Menschen winken uns zu, wenn wir mit unserem Hausboot vorbei fahren. Es sieht alles so schön aus, dass ich mein Buch gar nicht in die Hand nehmen mag. Ich genieße lieber die ruhige Umgebung in der Natur und die leichte angenehme Briese bei einem Masalatee. Der Tag geht im Fluge vorbei und schon erreichen wir unseren Platz für die Übernachtung. Unsere Crew ist gleich sehr beschäftigt. Der Kapitän wäscht seine Uniform, der Koch ist gerade nicht zu sehen und der Hilfssteuerer sammelt auch schon Eimer f. die Wäsche zusammen. Ein guter Zeitpunkt für uns für einen Abendspaziergang über die Insel. Hier gibt es eine große christliche Kirche und die Schule ist direkt daneben. Wir lernen Amanda oder so ähnlich kennen, eher etwas indischer. Sie steht mit ihrem Vater am Zaun an der Straße als wir gerade vorbei schlendern. Amanda trägt wie fast alle indischen Schulmädchen zwei lange geflochtene Zöpfe. Sie kann für mich perfekt englisch und fragt uns wo wir herkommen und wo die Reise noch hingeht. Am Ende steht die ganze indische Familie am Gartenzaun, Vater, Mutter, Oma und die kleine Schwester. Die Inder sind wirklich alle sehr aufgeschlossen, interessiert und sehr höflich. Wir laufen noch ein wenig durch das Dörfchen. Es ist immer noch sehr interessant zu sehen wie die Menschen hier leben. Ganz anders als bei uns! Einfache Steinhäuschen, ich denke nicht viele haben fließend Wasser, kleine Wege zwischen den Häusern, fast alle sitzen einfach auf dem Fußboden vor dem Haus. Überall sind kleine Kinder, Wäsche hängt zum Trocknen am Gartenzaun oder liegt einfach ausgebreitet auf dem Fußboden. Alle grüßen freundlich. Ein Auto hat hier fast keiner. Es wird hier auch erst jetzt die erste Straße gebaut. Die Menschen fahren hier mit dem Kanu oder dem Schiffsbus. Anders kommt man hier nicht weg. Dafür ist das Wasser in der Nähe, was natürlich für die Menschen hier viele Vorteile mitbringt. Es gibt eine große Kabelkopfstation für alle in Mitten des Dorfes und den kleinen Laden, sonst nichts. Wir laufen wieder zurück zu unserem Hausboot. Die Crew spielt Federball in ihren Dhotis. Die indischen Tücher, die die Männer statt Hosen tragen. Oberkörper frei. Sobald wir zur Nacht halten wird die Uniform direkt ausgezogen. Ich denke, jeder hat nur eine Uniform, so dass die Uniform gewaschen werden muss. Außerdem ist es natürlich viel luftiger in den Dhotis. Die Dhotis ist hier die traditionelle Kleidung der Männer.
Dann gibt es Abendessen! Und unser Koch hat sich mal wieder übertroffen. Es ist sooooo lecker. Es gibt gebratenen Reis und Reisnudeln mit einem Hühnchencurry mit unter anderem Curcuma und einen vegetarischen süß-saurem Gericht. Zum Nachtisch frische Ananas. Wir haben einfach alles aufgegessen. Und das soll schon was heißen, denn die Portionen sind hier immer riesig. Draußen wir weiter Federball gespielt. Wir spielen mal bei Kerzenschein eine Partie UNO. Und Simon gewinnt natürlich wieder. Morgen verlassen wir das Hausboot und es geht weiter mit unserer Reise. Das schöne ist, ich weiß nie was mich als nächstes erwartet. Jeder neue Tag ist eine Überraschung.