Heute ist unsere kleine Kreuzfahrt leider schon zu Ende. Wir stehen zeitig auf, denn um 9:00 müssen wir schon von Bord. Die nächsten Gäste warten schon… So genießen wir noch die die letzen Meter, die wir zurück zur Basis fahren. So langsam werden es auch wieder mehr Hausboote, die sich einreihen.
Sobald wir angelegt haben, geht alles ganz schnell. Gepäck auf das Zubringerboot, einsteigen und Abfahrt. Im Boot ist auch gleich noch der Müll und Leergut. Es geht bei denen ja gleich weiter…
An der Basis finden wir auch nach einiger Zeit unseren Transport zur nächsten Location. Ein Schild hätte da geholfen. Wir fahren das kurze Stück in einem Tata – quasi der indische VW. Der Fahrer weiss nicht so recht, wohin er fahren muss und fragt sich durch. Irgendwann stehen wir vor Wasser. Und nun? Kurze Zeit später kommt ein anderes Auto an. Das andere deutsche Paar aus Thekkady hat das gleiche Ziel wie wir. Wir warten wohl auf ein Boot, das uns und unser Gepäck übersetzt.
Während wir warten kommt noch jemand vorbei, den wir kennen. Es ist der Koch aus England, den wir beim Homestay in Wayanad kennen gelernt haben. Er hat aber ein anderes Ziel. Seinem Vater gehört hier in der Nähe wohl auch ein Haus, nachdem er schauen möchte. Es ist aber schon ein riesen Zufall, dass wir uns hier genau zur gleichen Zeit treffen. Vielleicht ist heute mal Lotto spielen angesagt…
Der Koch setzt derweil dann auch über während unser Boot kommt. Es ist ein kleines „Fährboot“, aber immerhin mit Außenborder. Niemand muss paddeln.
Unsere nächste Unterkunft ist wohl wieder ein Homestay, aber es ist etwas mehr wie ein Hotel. Es liegt auf einer großen Insel, die man nur mit dem Boot erreichen kann. Wir werden vom Eigentümer begrüßt, der uns etwas die Geschichte des Hauses erklärt. Sein Urgroßvater hat das Haus hier gebaut. Während er erzählt bekommen wir einen Welcome-Drink. Kerstin meint, es schmecke wie Pflaumensaft von Mama. Auf Rückfrage stellt sich aber heraus, dass es Muskat-Saft ist! Er wird aus der Frucht gewonnen, die außen herum ist. Schmeckt erfrischend!
Da unsere Zimmer noch nicht fertig sind machen wir erst einen kleinen Rundgang durch den Garten des Hauses. Es sieht ganz gemütlich aus. Danach wollten wir mit den Fahrrädern fahren. Die sind aber nicht wirklich so gut in Schuss. Also: Spaziergang. Wir laufen quer über die Insel und kommen an den unterschiedlichsten Ecken vorbei. Zum einen vorbei an den Reisfeldern, zum andern über kleine, enge Wege durch kleine Dörfer. Immer wenn uns Inder begegnen, sind diese sehr überrascht. Es ist hier wohl keine so touristische Ecke. Besonders die Kinder sind immer sehr neugierig, wo wir denn her kommen…
Auf dem Weg treffen wir auf einen skurrilen alten Mann mit Turban. Er spricht uns an und stellt sich vor als Dr. K. Er ist Doktor und unterrichtet Yoga. Wir sollen doch mal bei ihm vorbei schauen. Das verschieben wir aber mal auf später irgendwann…
Nach einigen Stunden sind wir wieder zurück im Homestay. Jetzt erst mal duschen und etwas ausruhen. Die Dusche ist hier nicht normal innen, sondern aussen hinter dem Zimmer. So eine „outdoor-Dusche“ hat schon was. Danach geht es gemütlich in den Sessel vor dem Zimmer. Der Bericht will ja auch noch geschrieben werden…
Beim Abendessen sitzen alle Gäste zusammen. 12 sind es an der Zahl. Der Gastgeber isst nicht mit. Es ist schon komplett anders, als der andere Homestay.
Nach dem Essen gibt es noch eine kleine Gesangseinlage von zwei jungen Männer aus dem Dorf. Sie verdienen sich ein paar Rupie zu ihrem schweren Job dazu. Sie sammeln wohl den Nektar von Kokosblüten. Dazu krabbeln sie täglich mehrmals auf verschiedene Palmen. Also ich schaff das nicht mal mit einer!
Am Morgen ist noch ein weiteres Paar aus Deutschland gekommen. Ebenfalls über den gleichen Veranstalter. So haben wir am Abend noch Gelegenheit, uns etwas auszutauschen über unsere neuen Indien-Erfahrungen. Über das Kastensystem, die Armut – einfach das Leben in Indien. Am Ende stellen wir fest, das die Menschen hier leben, wie die Deutschen vor 100 Jahren. Es wird über dem Feuer gekocht, Wäsche wird mit der Hand gewaschen und gebügelt wird mit dem Kohlebügeleisen. So lebt zumindest der größte Teil der Bevölkerung. Viele Kinder der untersten Kaste gehen auch heute noch nicht zur Schule, obwohl der Staat versucht, diese Probleme zu lösen. Geheiratet wir auf jeden Fall immer nur in der eigenen Kaste. Was haben wir es gut in Deutschland.